Wie auch im richtigen Leben gilt es im Social Web, das gesunde Mittelmaß zu finden. Denn bei der Wahl der passenden Social-Media-Kanäle sollten Unternehmen nicht jedem Trend folgen und nach dem „Prinzip Gießkanne" handeln. Ehe Sie also mehrere Accounts anlegen und Ausschau nach entsprechenden Bildern und Texten halten, sollten Sie sich mit grundlegenden Dingen auseinandersetzen: mit Zielen, dem nötigen Zeitaufwand und den vorhandenen Ressourcen – idealerweise in einem Team, das sich aus mehreren Abteilungen zusammensetzt.

In diesem Artikel geben wir Ihnen einen umfassenden Überblick über die am häufigsten verwendeten Unternehmenskanäle im Social Media Marketing. Ebenso erläutern wir, welche Bedeutung Social Media für Ihr Unternehmen haben kann und welche Ziele und Zwecke Sie fokussieren sollten, um erfolgreich zu sein.

Social Media Marketing: Gehen Sie strategisch vor

Wer sich beim Online Marketing nur auf die eigenen Kanäle versteift, handelt kurzsichtig. Kunden bewegen sich flexibel und nicht eingeengt in einem Kanal – in jeder Branche. Deshalb gilt es, den Kanal (oder die Kanäle) aufzuspüren, auf denen sich Ihre Zielgruppe aufhält. Oft ist das einfacher als es zunächst klingt.

Seien Sie sich bewusst: Jedes Unternehmen verfügt über so genannte Touchpoints , Berührungspunkte mit Fans, Interessenten und potenziellen Kunden zu jeweiligen Themen, Produkten oder Dienstleistungen. Mit diesen Touchpoints im Hinterkopf produzieren Marketer kanalspezifische Inhalte, die relevant für die jeweiligen Zielgruppen sind und einen Mehrwert bieten. Bitte bedenken Sie: Es macht häufig mehr Sinn, einige wenige soziale Netzwerke sehr intensiv zu nutzen. Denn insbesondere KMU sollten darauf achten, dass Arbeitsaufwand, Kosten und Erfolg im vertretbaren Verhältnis zueinanderstehen.

Nutzen Sie Social Media für Ihr Unternehmen

Viele Online Marketing-Experten sind sich einig, dass Social Media nur im Kontext mit Content Marketing wirkt. Und der zugrundeliegende Content sollte dabei zwei Aufgaben erfüllen: Relevanz und Mehrwert. Ihre Zielgruppe sollte im besten Fall thematisch abgeholt werden und einen wirklichen Nutzen daraus ziehen können.

Soweit die Theorie. Wie aber bringt man dies in Einklang mit den Wünschen vieler Unternehmen? Denn sie verfolgen in den Sozialen Netzwerken ganz unterschiedliche Ziele. Häufig wird der Wunsch nach Präsenz geäußert, nach allgemeiner Aufmerksamkeit und besserer Wahrnehmung. Neue Kunden sollen angesprochen und mit dem Unternehmen verbunden werden. Aber nicht nur das Unternehmen soll bekannter werden, sondern auch die Produkte und Services. Ein weiterer oft geäußerter Wunsch: das Marken-Image verbessern; in den Köpfen der Kunden soll ein positiver und sympathischer Eindruck entstehen.

Wie gut sich der einzelne Social-Media-Kanal für Ihr Unternehmen und damit für das Erreichen Ihrer Ziele eignet, hängt daher nicht nur vom bespielten Kanal ab, sondern auch von der Art Ihrer Produkte und dem daraus resultierenden Content. Denn beides sollte zusammenpassen und mit Ihrem Unternehmen ein konsistentes Bild nach außen transportieren, um Bestandskunden langfristig zu binden und neue Kunden zu begeistern.

Suchen Sie Ihre Kunden und Zielgruppen

Welches Soziale Netzwerk eignet sich besonders gut für Ihr Unternehmen? Diese Frage gilt es zuerst zu klären. Eigentlich ist die Antwort auf diese Frage simpel: Dort, wo sich Ihre möglichen Kunden aufhalten, gerne und überwiegend! Social Media Marketing verhält sich wie das normale Leben. Wenn Sie eine Eisdiele in einer abgelegenen Gasse eröffnen, werden wahrscheinlich recht wenige Eisliebhaber bei Ihnen vorbeikommen. Auf einem Marktplatz in der Innenstadt wird das sicherlich anders aussehen.

Beginnen Sie demnach Ihre Social Media-Strategie mit einer zielgruppenspezifischen Planung. Es lohnt also, sich im ersten Schritt anzuschauen, welches Netzwerk am besten zu Ihrem Unternehmen passt. Viele Unternehmen benutzen dafür spezifische Analyse-Tools der Marktforschung. Dabei wird das Nutzerverhalten, Interessen und Gewohnheiten von Website-Usern untersucht. Die dadurch erhobenen Daten geben aussagekräftige Hinweise darauf, wie Zielgruppen die Social Media-Profile und Pages von Unternehmen erreichen.

Doch auch persönliches Nachfragen im Gespräch mit Bestandskunden kann Ihnen nützliche Hinweise zu Touchpoints geben: „Würden Sie sich freuen, wenn Sie unsere Unternehmens- und Produkt-News über Facebook oder Xing erhalten?" Probieren Sie es aus! Sie erhalten nützliche Informationen direkt von Ihrem Kunden, in dessen Netzwerk sich eventuell potenzielle Neukunden aufhalten.

Ob B2B oder B2C: Finden Sie heraus, in welchem Social Media-Kanal sich Ihre Zielgruppen überwiegend aufhalten – durch direktes Nachfragen oder entsprechende Tools.

Facebook: Der Kanal mit der nachweislich größten Reichweite

Ob Maler, Metzger, Bioladen oder Einzelhändler: Mit Facebook erreichen Sie die größte Reichweite – in Deutschland knapp 26 Millionen. Durch alle Altersgruppen hinweg bewegen sich hier die meisten User. Am häufigsten wird Facebook allerdings von den über 45-Jährigen benutzt.

Je präziser Ihre Inhalte die Interessen und Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe treffen, desto schneller werden Sie Ihre Fans und Interessenten erreichen und je schneller wird diese Gruppe anwachsen. Der direkte Link von Ihrer Website zu Facebook und umgekehrt ist äußerst wichtig, um Kunden und Interessenten stärker an Ihr Unternehmen zu binden. Ihre Kunden treffen sich im Netz, tauschen sich möglicherweise über ihre Erfahrungen aus, die sie mit Ihren Produkten oder Dienstleistungen gemacht haben. Wer zufrieden ist, „teilt“ Inhalte – so hilft Ihre Kernzielgruppe, neue Kunden erreichen: eine Online-Mund-zu-Mund-Propaganda.

Sprechen Sie daher Ihre Kunden und potenzielle Interessenten auf Ihre Facebook-Page an: über die Website, Ihre E-Mail-Signatur oder per Newsletter.

Xing und LinkedIn: Für den B2B-Austausch

Die eigene Fachkompetenz darzustellen, um mögliche Neukunden zu gewinnen, ist für viele Dienstleistungsunternehmen essentiell. Die beiden Business-Netzwerke Xing und LinkedIn eigenen sich dafür sehr gut. Obwohl beide Sozialen Netzwerke den einzelnen User in den Mittelpunkt stellen, ermöglichen sie es auch Unternehmen, sich mit einer eigenen Unternehmensseite zu präsentieren. In Gruppen können User Beiträge einbinden, auf die eigene Website oder Blog verlinken und an Diskussionen teilnehmen. Dies sollten Sie unbedingt nutzen, um sich als kompetenter Geschäftspartner abzuheben.

Um zu entscheiden, welches der beiden Netzwerke für Sie infrage kommt, sollten Sie sich fragen, wie viel Kosten Sie in die Hand nehmen wollen. Beide Netzwerke sind zwar kostenlos, um jedoch die wirklich wichtigen Funktionen benutzen zu können, sollten Sie investieren. Im Vergleich zu Xing ist bei LinkedIn die Preisstruktur wesentlich umfangreicher und detaillierter.

Für beide Netzwerke gilt: Hier steckt ein enormes Potenzial an Umsatzchancen für Ihr Unternehmen. Dazu sind beide Netzwerke sehr gut geeignet, neues Personal zu rekrutieren.

Google+ und Twitter: Zwei Netzwerke mit unklarer Zukunft

Google+

Eine gute Möglichkeit, wie bei Facebook virales Potenzial zu nutzen, besteht bei Google+. Nutzer erhalten in ihrem Newsfeed Posts, auf die intensiv in ihren Circles reagiert wurde. Besonders technikaffine Nutzer suchen hier nach unterschiedlichen Themen. Ein Nachteil ist die fehlende Auswertbarkeit. Statistiken können nicht erhoben werden, lediglich, wenn sich der User als Autor für einzelne News-Webseiten anmeldet, erhält er Klick-Auswertungen für seine Artikel. Positiv: Alle Aktivitäten unter Google verstärken sich dynamisch. Ob Fachthemen oder regionaler Service: Google-Suchanfragen verbessern Ihre Chancen, im Google-Ranking auf der ersten Seite zu landen.

Twitter

Die Nutzermöglichkeiten bei Twitter sind sehr beschränkt. Tweets können nur eingeschränkt kommentiert werden und die maximale Tweet-Länge von 140 Zeichen ist für viele User und Unternehmer nicht mehr zeitgemäß. Ausschließlich auf neue Produkte hinzuweisen oder den RSS-Feed einzubinden, sollten Sie vermeiden. Twitter spielt seine Stärken im direkten Austausch aus, um Meinungen, kontroverse Themen oder spontane Fragen loszuwerden. So schärfen Sie als kompetenter Ansprechpartner Ihr Profil.

YouTube: Suchmaschine für verschiedene Branchen

Die größte Suchmaschine weltweit nach Google ist YouTube. Nicht nur Musiker und Kinomacher erzielen hier eine enorme Reichweite, sondern auch Unternehmen. User suchen hier ganz praktische Hilfestellungen sowie Produktanleitungen oder Tests. Besonders bei erklärungsbedürftigen Produkten und Services sollten Sie auf Video-Marketing nicht verzichten. Jedoch ist dabei der Aufwand für ein professionell erstelltes Video gut zu kalkulieren – auch wenn der technische Fortschritt die nutzerfreundliche Produktion zunehmend vereinfacht. Ein guter Nebeneffekt: Google hebt Videos in den Trefferlisten stark hervor. Wenn Sie also zu einer häufig gestellten Suchanfrage ein gutes Video auf YouTube platziert haben, werden Sie darüber enorme Aufmerksamkeit erhalten.

Instagram und Pinterest: Für bildgewaltige Produkte

Instagram

Das Bilder-Netzwerk Instagram erfreut sich steigender Beliebtheit. Über 400 Millionen Nutzer weltweit und neun Millionen allein in Deutschland unterstreichen den fast explosionsartigen Anstieg. Besonders eignet sich Instagram für Unternehmen, deren Produkte bildlich vermarktbar sind. Achten Sie unbedingt darauf, neu gewonnene Fans und Follower mit dem ständigen Anpreisen Ihrer Produkte nicht zu nerven. Gehen Sie dabei geschickt vor und bringen Sie Ihre Ware ganz nebenbei in einer Alltagssituation im Bild unter. So wirkt es nicht gestellt.

Pinterest

Ob Modelabel oder Einrichtungshaus: Für jegliche Branchen eröffnen sich enorme Chancen – wenn Produkte und Angebote qualitativ hochwertig inszeniert werden. Wie bei Instagram sind bei Pinterest überwiegend Frauen unterwegs. Auf Pinnwänden werden Fotos und Infografiken zu unterschiedlichen Themen und Anlässen gesammelt wie z. B. Weihnachtsdekoration, Balkongestaltung oder modische Sommertrends. Ihre Zielgruppen können Sie daher schnell ausfindig machen.

Nutzen Sie Metriken für Ihre Social Media-Strategie

Sie wissen nun, welche Funktionen die einzelnen Social-Media-Kanäle haben und wo sich Ihre Zielgruppen aufhalten. Ebenso wissen Sie, welche Ziele Sie im Rahmen des Content Marketing im Blick behalten sollen. Aber welchen Kanal nun der richtige für Sie ist, wird Ihnen noch nicht ganz klar? Versuchen Sie die Sache aus einer anderen Perspektive zu betrachten und untersuchen Sie bestimmte Zwecke, die Social-Media-Kanäle für Ihr Unternehmen erfüllen sollen.

  • PR: Dafür benötigen Sie hochwertigen und zielgruppenrelevanten Content. Um sich im B2B-Bereich zu vernetzen und neue Partner anzulocken, sollten Sie sich überwiegend auf die beiden Business-Netzwerke Xing und LinkedIn konzentrieren und parallel dazu Facebook und Twitter bespielen. Für B2C sollten Sie je nach Branche und Produkt unterschiedliche Kanäle ausprobieren.
  • SEO: Um Ihr Ranking zu verbessern, sind Links, Ads und Touchpoints nötig, die von Ihren Zielgruppen angesteuert werden. Facebook, Twitter, YouTube, Pinterest aber auch Xing und LinkedIn sind dafür prädestiniert.
  • Service und Feedback: Nutzen Sie Twitter und Facebook, um die direkte und auch private Kommunikation zu ermöglichen und Kunden bei Anfragen zu unterstützen.

Fazit

Gehen Sie bei der Wahl Ihrer Social-Media-Kanäle strategisch vor und analysieren Sie Ihre Zielgruppen im Social Web. Betrachten Sie Ihr Social Media Marketing stets vor dem Hintergrund Ihrer Branche und Ihrer Produkte. Mit diesen notwendigen Vorüberlegungen sollte es Ihnen gelingen, den für Ihr Unternehmen passenden Kanal zu identifizieren.

Bedenken Sie dabei: Jeder Kanal hat seine Vor- und Nachteile. Bei Facebook sind Sie wahrscheinlich am besten aufgehoben, jedoch besteht die Möglichkeit, bei Ihren Zielgruppen aufgrund der Menge an Posts und Mitgliedern nicht wahrgenommen zu werden. Bei YouTube erreichen Sie etliche User, aber nur, wenn Ihr Wille, Unternehmen und Produkte visuelle zu präsentieren, wirklich vorhanden ist. Twitter passt für den generellen Austausch mit interessanten Geschäftspartnern, aber um effektives Marketing zu betreiben, fehlen dem Kurznachrichtendienst die Mittel.

Unser bester Rat für Sie: Testen Sie es selbst aus. Und ehe Sie als Unternehmen in Social Media Marketing einsteigen, bewegen Sie sich dort zunächst als Privatperson. Anschließend haben Sie ein gutes Gefühl dafür, welcher Kanal zu Ihrem Unternehmen passt und welcher nicht.

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