In einer Weltstadt wie München gibt es so viel zu sehen und zu erleben. Jährlich kommen aus diesem Grund tausende Touristen in diese schöne Stadt. Das Herz Bayerns mit seinen schillernden Einkaufsstraßen, die zum flanieren einladen, mit der bayerischen Gemütlichkeit in den zahlreichen Biergärten und Gasthäusern, hat auch ein anderes Gesicht.
Was jedoch die wenigsten Münchner Einwohner wissen ist, dass eine Viertelmillion aller in München lebender Menschen an oder unter der Armutsgrenze leben. 120.000 Münchnerinnen und Münchner benötigen Sozialleistungen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Davon sind insbesondere Kinder aus armen Elternhäusern, Menschen mit Behinderungen und zunehmend auch ältere Menschen betroffen. Mich persönlich macht diese Zahl sehr betroffen und traurig.
Zur Firmenphilosophie von Salesforce gehört unser 1-1-1-Modell. In diesem Modell spendet Salesforce 1 % der Produkte, 1 % des Gewinns und 1 % der Mitarbeiterzeit gemeinnützigen Vereinen, sozialen Einrichtungen, Schulen oder auch Social Businesses. Jedem Salesforce Mitarbeiter stehen weltweit sieben Arbeitstage zur Freiwilligenarbeit zur Verfügung.
Eine von zahlreichen wohltätigen Organisationen, bei denen Salesforce-Mitarbeiter wohltätige Arbeit leisten ist die Münchner Tafel e.V.. Ich entschied ich mich, einen Nachmittag lang bei einer der 27 Ausgabestellen im Münchner Stadtgebiet die ehrenamtlichen Helfer zu unterstützen, denn dort hatte ich die Möglichkeit, direkt zu sehen, wo die Hilfe ankommt.
Gemeinsam mit 4 weiteren Kollegen starteten wir um 12.30 Uhr. An der Ausgabestelle im Münchner Norden wurden wir bereits herzlich von der Stationsleitung sowie deren Helfern in Empfang genommen. Jetzt hieß es warten auf die zwei vollgefüllten Kühlfahrzeuge der Münchner Tafel, die die Warenspenden der Sponsoren – u. a. der Lebensmittel-Groß- und Einzelhändler, Händler am Großmarkt, Handwerksbetriebe und Landwirte bereits eingesammelt hatten. Es wird nur Ware weitergeleitet, die original-verpackt, in einwandfreiem Zustand und deren Mindesthaltbarkeitsdatum nicht überschritten ist.
Nach dem Eintreffen der beiden Fahrzeuge wurden die Lebensmittel von uns entladen, sortiert und für die Verteilung hergerichtet. Die Ausgabestation erinnerte an einen kleinen Wochenmarkt mit Ständen unter blauen Pavillons auf denen sich gut sortiert alles findet was man für den täglichen Bedarf benötigt: Obst, Gemüse, Brot, Wurst-, Fleisch und Milchprodukte.
Von der Stationsleitung wurde ich ins “Büro” eingeteilt, das ist die Erstanlaufstelle am Eingang. Hier werde ich viel mit den Gästen zu tun haben. Die Bezeichnung Gast gefällt mir sehr gut. Sie vermittelt der betroffenen Person Respekt und Wertschätzung sowie das Gefühl, herzlich willkommen zu sein.
180 Gäste stehen für diese Ausgabestelle auf der Liste und sind damit berechtigt dort Waren zu holen. Zahlreiche Menschen stehen auf einer Warteliste. Von der Stationsleitung erfahre ich, welche Grundvoraussetzung gegeben sein muss, um von der Münchner Tafel Unterstützung zu bekommen. Sie erklärt mir, dass man keine weiteren Einkünfte die über das Existenzminimum hinausgehen, beziehen darf. Unter Abzug von Miete und der Mietnebenkosten sind das 409 Euro monatlich. Dies entspricht dem Regelsatz beim Arbeitslosengeld 2, im Volksmund auch Hartz IV genannt. Eine weitere Zahl die mich nachdenklich stimmt.
Etwas verspätet öffnen wir gegen 14.00 Uhr das Tor zum “Markt”, vor dem bereits zahlreiche Gäste stehen und warten. Von der Stationsleitung eingewiesen, beginne ich mit dem Megaphon nach und nach die Nummern aufzurufen die sich auf dem jeweiligen Berechtigungsausweis befinden und entsprechend als an- oder abwesend abzuhaken. In den nächsten Stunden treffe ich auf viele ältere Menschen, junge Mütter mit Kindern, ausländische Familien und alleinstehende Männer. Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte. Die Stationsleitung, die sich seit mehr als einem Jahrzehnt für die Tafel engagiert kennt hier jeden Einzelnen und ist mit Herz und Seele dabei.
Inmitten der eintretenden Menschen spricht mich ein kleines Mädchen mit meinem Vornamen an. Es ist Miriam. Sie ist mit ihrer Mutter und und ihren beiden Geschwistern gekommen. Diese Familie habe ich zufällig zwei Wochen zuvor bei einer Veranstaltung kennen gelernt. Zu dem Zeitpunkt habe ich mir noch keine Gedanken über die versteckte Armut gemacht. Miriam erzählt mir, dass sie jede Woche zu dieser Ausgabestation kommen. Gemeinsam freuen wir uns über das Wiedersehen.
Es ist 16.30 Uhr. Wider erwartend haben wir fast alle Waren verteilt. Der Markt hat sich geleert, leere Tische und klappbare Kisten bleiben zurück. Gemeinsam bauen wir die Stände ab. Der Tag war für jeden Helfer anstrengend. Dennoch, sie alle kommen jede Woche dorthin und geben etwas zurück. Und wie gut sich das anfühlt, durfte ich 4.5 Stunden an der Ausgabestation erfahren.
Werden Sie auch zum Helfer. Wie - erfahren Sie auf der Webseite der Münchner Tafel.