Simone Ziegelmeyer, Projektmanagerin CRM bei Canyon Bicycles, hat es geschafft, ihre Leidenschaften im Job zu vereinen. Und verrät, welche Fähigkeit sie sich noch aneignen möchte.
In meiner Rolle bei Canyon stehen Aspekte im Vordergrund, die auch vorher in meinem Leben wichtig waren. Kommunikation, direkter Vertrieb, Strategie. Wir sind ein dynamisches Unternehmen, das direkten Kontakt zu seinen Kunden hat. Als Radhersteller sind wir ein Mittelständler, der für Innovation, hochwertige Technologie und Design steht. Gleichzeitig ist es für uns entscheidend, wie wir uns positionieren – und was unsere Werte sind.
Meine Rolle ist dabei eine sehr vielseitige: Ich sitze zwar als Projektmanagerin CRM in der IT, aber das wenigste, was ich tue, ist klassische IT. Es geht um Unternehmensstrategie, Marketing, Service und mehr. Dabei hilft mir mein Hintergrund: Nach dem Abitur habe ich eine Lehre zur Groß- und Außenhandelskauffrau bei der Metro Cash & Carry Deutschland GmbH absolviert. Später folgte mein Bachelor in internationalem Handelsmanagement. Das Spannende an Handel und Vertrieb für mich ist die Verbindung von Kommunikation und unternehmerischem Wirken: Es geht darum, den Bedarf und die Wünsche des Kunden zu verstehen und für ihn die passende Lösung zu finden.
Dieser Punkt – verstehen, was jemand braucht und möchte – gilt aber nicht nur für Kunden. Ich habe gelernt, dass man bei sich selbst anfangen muss. Gleich danach kommt das Verständnis für die Kollegen und die Herausforderungen im Unternehmen.
Als Unternehmen mit globalem Direktvertrieb über die Website haben wir die Chancen der Digitalisierung bereits gut erschlossen – aber unser Weg ist noch nicht zu Ende. Und für uns geht es natürlich auch um die richtigen Entscheidungen: Wo und wie wollen wir unsere Ressourcen einsetzen, wo können wir First Mover sein? Das bedeutet für mich auch, Innovationen in die Organisation zu tragen.
An dieser Stelle ist es für mich ein großer Vorteil, dass ich mich mit Strategie und Projektmanagement schon im Masterstudium intensiv beschäftigt habe. Und dass mir früh klar wurde, dass ich eine aktive Rolle einnehmen will – für mich selbst und andere. Meine Master-Thesis hat sich mit innovativem Projektmanagement beschäftigt. Später ist sie als Buch erschienen, ein Werkzeugkasten für die Methode „Skunk Works“. Sie entstand bereits im zweiten Weltkrieg beim Flugzeugbauer Lockheed Martin und ist Basis für eine schnelle Innovationsentwicklung. Das ist für mich immer wieder hilfreich, weil Bestandteile daraus regelmäßig als Trigger für Überlegungen dienen, was ich in meinem Bereich weiter optimieren kann.
Die Erfahrung, die mir am nachhaltigsten nutzt, habe ich bei einem von Dr. Vitali Klitschko initiierten Zertifikats-Studiengang für Change & Innovation der Uni St. Gallen gemacht. Wie alle anderen Teilnehmer war ich davon ausgegangen, viel darüber zu lernen, wie ich die durch digitalen Wandel und Innovation getriebenen Veränderungen im Unternehmen erfolgreich mitgestalten und vorantreiben kann. Umso größer war die Überraschung, dass die Arbeit dort sehr stark auf mich als Person fokussiert war. Genauer: Die Etablierung der „Marke Ich“. Dafür hat Dr. Klitschko seine Erkenntnisse aus seinem Alltag als Profisportler, wo er sich Tag für Tag mit Challenge Management auseinandersetzte, eingebracht.
Wir alle haben von dem Kurs mitgenommen, dass der Kernpunkt darin besteht, bei sich selbst anzusetzen. Für sich zu beantworten, was man tun muss, um dem Wandel gerecht zu werden. Nach Stellschrauben und Lösungswegen für die Problemstellung zu suchen ist erst der zweite Schritt – der erste ist, sich selbst als starke Marke zu definieren. Das gibt mir selbst und dem Team Ankerpunkte. So kann ich Werte definieren, ableiten, wofür ich mich stark mache. Die Rolle für Führungskräfte hat sich auch verändert: Es geht darum, Mitarbeitern Zeit und Raum zu geben, damit sie für sich erkennen, wie sie etwas tun – und wie sie es besser gestalten können.
Wir haben es mit einer zunehmend komplexeren Außenwelt zu tun. Ich bin der Meinung, die besten Antworten geben wir auf sie mit einer durchdachten Struktur im Unternehmensinneren. Sie brauchen fixe Teams. Auch in geregelten Strukturen können Mitarbeiter über den Tellerrand schauen. Und natürlich bringen sie in Projekten Menschen aus verschiedenen Teams zusammen. Dabei habe ich aber auch etwas gelernt, das viele ignorieren: Es ist gut, Projektteams räumlich zu bündeln und von der Organisation zu lösen. Das führt Mitarbeiter von ihren täglichen Strukturen in eine Projektstruktur – was übrigens auch ein elementarer Bestandteil von Skunk Works ist. Viele andere Unternehmen reagieren auf die steigende Komplexität des Umfelds mit einer gleichermaßen steigenden Komplexität innerhalb der Organisation. Die dadurch entstehende Unruhe ist nicht hilfreich, ihre Mitarbeiter haben zu wenig Verankerung.
Mein persönlicher Anker, mein Markenkern ist die Emotionalität. Natürlich mache ich mich da manchmal angreifbar. Aber ich trage so meine Stärken, meine Begeisterung und Überzeugung viel besser weiter. Meinen Kollegen ist klar, wo wir im Denken und Handeln gut zusammenpassen. Das hilft auch im Umgang mit Widerständen, gerade für eine junge Frau. Widerstände gibt es überall. Wenn ich aber erkenne, was der Grund für sie ist, dann lassen sie sich oft auflösen oder sie lösen sich von selbst. Wichtig dabei ist, die „Marke Ich“ mit einer großen Portion Empathie und Wertschätzung zu kombinieren.
Was mich treibt, ist die Veränderung, Stillstand finde ich entsetzlich. Die Basis dafür ist wiederum das Lernen. Und dazu passt auch das Ziel, das ich mir privat gesetzt habe: Ich möchte unbedingt Jodeln lernen. Das klingt vielleicht skurril, erfordert aber eine komplexe Technik. Und auch Jodeln ist Kommunikation: Damit verständigten sich früher die Bergbauern von Gipfel zu Gipfel über die Täler hinweg.
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